München & Frankfurt: Im Gespräch über Office-Konzepte

„Es gibt immer was zu tun. Ein Büro ist nie fertig.“

Thomas Sassenbach, Inhaber von Sassenbach Advertising

 

Andre Städte, andre Sitten: Was in München die Allianz-Arena, die Breze oder auch das Fleischpflanzerl, ist in Frankfurt am Main das Waldstadion (Achtung, da versteht der gemeine Frankfurter keinen Spaß!), die Brezel und die Frikadelle. Klar, muss ja, denn was wäre eine Stadt ohne Mundart und dieses ganz besondere Etwas, das ihr unter anderem ihren Charakter verleiht?

Aber wie steht es mit anderen Unterschieden oder Gemeinsamkeiten im Städtevergleich? Wird an der Isar zum Beispiel ähnlich gearbeitet wie am Main? Wir waren zu Besuch bei zwei großartigen Unternehmen sowohl in Minga als auch in Mainhattan und haben etwas Feldforschung betrieben.

Schwerpunkt unserer Beobachtung waren Büroausstattung und Konferenzräume: Wie müssen Offices heute gestaltet sein, um alle Bedürfnisse an Funktionalität, Kreativität, aber auch den Wohlfühlaspekt zu berücksichtigen? Grelles Deckenlicht, unbequeme Stühle und Resopal sind schon lange passé – aber was heißt das zum Beispiel für den wichtigsten Raum eines jeden Büros? Wohnlandschaften, Playstation und Minibar?

„Ich bin davon überzeugt, dass die Ausstattung eines Büros ganz von den verschiedenen Anforderungen und Bedürfnisse abhängt. Ein Konferenzraum etwa kann nie allen Bedürfnissen gerecht werden – ein Notar hat sicher andere Anforderungen und Wünsche als eine Werbeagentur oder ein Allgemeinmediziner. Also ist hier Individualität gefragt.“

Thomas Sassenbach, Inhaber von Sassenbach Advertising

Welcome am Main

In Frankfurt sind wir zu Besuch bei der R3LATION GmbH, die sich ihre Räume mit 3 anderen Unternehmen teilt. In einer ehemaligen Autowerkstatt im illustren Westend findet sich auf zwei Etagen ein außergewöhnliches Co-Working-Konzept, das tatsächlich allen Bedürfnissen gerecht zu werden scheint. Offene Räume, Einzelbüros, ein großer und sehr inspirierender Konferenzraum... Hier lässt es sich offenbar ganz besonders gut arbeiten. Dr. Stefan Söhngen, geschäftsführender Gesellschafter von R3LATION, war gerne bereit, unsere neugierigen Fragen rund ums Office zu beantworten:

 

Was spricht für Co-Working Offices?

Die vielen Synergien, die sich – meist im informellen Austausch – ergeben. Mal beim kurzen Plausch bei einem Kaffee morgens beim Ankommen oder einfach mal zwischendrin: Es entstehen viele gute Ideen zwischen den Partnern eines Co-Working Offices. Außerdem ist auch die Kostenersparnis ein wichtiger Aspekt. Die Anmietung eines größeren Büros und die Aufteilung wie zum Beispiel bei einer WG ist günstiger, als wenn man sein eigenes Büro komplett zu schultern hat. Man hat viel eher die Möglichkeit, darüber ein repräsentatives Büro anzumieten.

 

Wie muss ein Büro heute ausgestattet sein, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden?

Kaffeeküche, Kopierer, Konferenzraum, Toiletten, Empfangsbereich – zum Teilen.
Separate Einzelräume mit up-to-date technischer Ausstattung für die jeweiligen Büropartner. Beim Konferenzraum gilt: Prinzipiell ist es schon wichtig, dass eine gewisse Repräsentativität ausgestrahlt wird. Hierbei kommt es aber sicher auf die Branche an.

 

Auf der einen Seite mobiles Arbeiten, auf der anderen Seite Arbeitsplätze, die wohnlich wie ein privates Zuhause eingerichtet sind? Was spricht für welches Konzept?

Nicht entweder... oder: Sowohl die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten als auch die gemütliche und vertraute Arbeitsatmosphäre im Büro sind entscheidend. Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt und gerne ins Büro geht.

 

Inwiefern geht ihr auf die individuellen Bedürfnisse der Kollegen ein (Stehtische, bestimmte Stühle, Tageslichtleuchten – wir haben tatsächlich schon alles gesehen...)?

Berücksichtigen wir. Das Wichtigste ist, dass sich alle wohl fühlen. Wenn es sein muss, wird auch ein neuer Schreibtisch bestellt.

 

Nach welchen Kriterien sucht ihr Co-Working Partner aus?

Danach, ob wir uns vertrauen. Ob wir zum Beispiel ein gutes Gefühl haben, wenn man mal sein Portemonnaie liegen lässt oder so. Dass man dann sagen kann: „Da passiert schon nichts, ist ja nur im Büro, ist ja so, als ob ich es zu Hause bei der Familie hätte liegen lassen“.   

 

Wie sieht die optimale Office-Aufteilung in euren Augen aus (wie viel Platz braucht jeder Kollege, wie viel Privatsphäre etc.)?

Jeder sollte seinen eigenen kleinen Raum haben. Reicht, wenn der Raum so groß ist, dass ein Schreibtisch reinpasst. Konferenzraum, Eingangsbereich und so können dann gerne sehr großzügig sein.

 

Das Lieblings-Piece im Büro ist welches?

Der Sessel im Eingangsbereich. Da kann man sich bei einem Telefonat mal so richtig gemütlich hineinflätzen…

 

Mehr Informationen zu den Frankfurtern unter www.r3lation.de

Fotoscredit: StudioZeta, Foto 1: Tobias Kreuzer (R3LATION GmbH), Joannis Mitcas (IFC Group), Dr. Stefan Söhngen (R3LATION GmbH) und Georgius Mitcas (IFC Group).

... und ab an die Isar

Und auch die Münchner haben ihre ganz eigene Auffassung vom perfekten Arbeitsplatz. Dass bei Sassenbach Advertising ein sehr kreativer Wind weht, merkt der Besucher bereits in den ersten zwei Minuten in den heiligen Hallen im Stadtteil Sendling. Thomas Sassenbach, Inhaber und Geschäftsführer von Sassenbach Advertising, erklärt uns die Arbeits-Attitude der nördlichsten Stadt Italiens:

 

Funktion oder Behaglichkeit, Design oder Personality – welchem Konzept folgt ihr?

Bei uns in der Werbeagentur geht es ganz klar in die Richtung, dass die Mitarbeiter sich wohl fühlen sollen und eher in einer, so weit das geht, privat anmutenden Atmosphäre arbeiten. Kreativer ist man nämlich ganz sicher in einer schönen und ansprechenden Umgebung.

 

Der perfekte Arbeitsplatz sieht so aus:

„Waaaaasssss??? Muss ich jetzt schon nach Hause gehen???“

 

Inwiefern muss ein Konferenzraum heute noch das Image des Unternehmens repräsentieren?

Ob es das Image präsentieren muss, weiß ich nicht. Wer weiß schon immer, was er für ein Image hat. Ich finde, wichtiger ist, wie sich Kunden und Mitarbeiter in dem Raum fühlen. Ist der Raum freundlich? Lenkt er nicht zu viel von dem eigentlichen Sinn des Raumes – wie Besprechungen oder Präsentationen – ab? Ist die Technik unauffällig und auf dem neuesten Stand? Macht er sich wichtiger als die eigentlichen Hauptdarsteller, die Menschen?

 

Inwiefern geht ihr auf die individuellen Bedürfnisse der Kollegen ein?

Alle Mitarbeiter der Agentur verbringen einen Großteil ihres Tages in diesen Räumen. Also sollte alles, wirklich alles zum bestmöglichen Wohlbefinden für die Mitarbeiter sein. Natürlich werden wir es nie so hinbekommen, als wenn sie zu Hause sind. Aber man sollte dem Mitarbeiter den sowieso schon stressigen Job nicht weiter unbewusst erschweren.
Wir kürzen zum Beispiel gerade über 15 Tische, weil sie für einige Mitarbeiter zu hoch waren. Dann überlegen wir, das schädliche Blaulicht, das jeder Computerbildschirm unbemerkt ausstrahlt, durch Filter zu reduzieren. Es gibt immer was zu tun. Ein Büro ist nie fertig.

 

Wie sieht die optimale Office-Aufteilung in euren Augen aus?

Ab wann ist das Ei eines Huhns ein leckeres, gesundes, frisches, tolles Bio-Ei? Wenn das Huhn richtig Platz und Auslauf hat. Wir sitzen mit circa 50 Mitarbeitern auf insgesamt knapp 1300 Quadratmetern. Also hat jeder rechnerisch leckere, gesunde, frische, tolle 26 Quadratmeter Platz. Das finde ich absolut okay.

 

Dein Lieblings-Piece im Konferenzraum ist:

Ein Original Ducati Rennmotorad von 1969/1970. Weil es immer ein tolles Gesprächsthema zum Start ist.

 

Alle Informationen zu Sassenbach Advertising unter www.sassenbach.de

Fotoscredit: Sassenbach Advertising

Unser Fazit

Trotz aller sprachlichen Unterschiede (und manchmal auch Verständigungsprobleme) – sooo verschieden sind die Bayern und Hessen gar nicht. Gearbeitet wird auf jeden Fall in beiden Metropolen mit großer Passion und Fokus auf dem Wohl aller Mitarbeiter. Wer sich von dieser Attitude inspirieren lassen möchte, findet in der Galerie die Looks zum Nachstylen: