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Als Terence Conran, Groß-Britaniens Design-Guru schlechthin, Ende der Achtziger Jahre beschloss, ein Designmuseum in London zu eröffnen, nahm ihn keiner so richtig ernst. Silberne Saftpressen sollten ausgestellt werden, Telefone, Stühle… Als das Museum Ende letzten Jahres von dem ehemaligen Gelände in sein neues Quartier an der Kensignton High Street umzog, schaute die gesamte Welt mit Staunen zu. Denn das neue Designmuseum Londons ist schon rein architektonisch ein Highlight für die Stadt: Untergebracht in einem alten 60er-Jahre Bau mit spektakulärer Beton-Dachkonstruktion, recyceltem Terrazzo-Boden, wohnlich-warmen Eichenholz-Paneelen und einzigartigem Lichteinfall durch unzählige Fenster und Schächte.
Wer das Museum betritt, der bleibt in den meisten Fällen erst einmal stehen und schaut hoch: Das Atrium mit seinem unverbauten Blick hoch ins offene Betondach, hat etwas Sakrales. Die Atmosphäre ist ruhig, konzentriert und positiv. Ein Effekt, den sich das Architekten-Team rund um John Pawson, die Architekten von OMA, Allies & Marrison, sowie Arup, exakt so vorgestellt hatten. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1959 wurde nämlich komplett entkernt, um seiner neuen Aufgabe gerecht zu werden. Wo es nur ging, wurde die Fassade geöffnet, um Tageslicht herein zu lassen und Ausblicke in den umliegenden Holland Park zu ermöglichen. Innen wurde das Gebäude in drei Ebenen unterteilt: Die Räumlichkeiten für die Ausstellungen des Museums, das Auditorium, die Bibliothek und das Restaurant, sind dabei rund um die Eichenholztreppe angeordnet, die sich mittig aus dem Atrium erhebt. Die hölzerne Treppe selbst gleicht beinahe einer Skulptur – ist hier und dort aber auch betont funktional und dient beispielweise als Sitzbank.
Schnörkel, Verzierungen oder anderen architektonischen Schnickschnack sucht man im Neuen Designmuseum vergeblich. John Pawson, der die bauliche Gesamtgestaltung verantwortete, gilt nicht umsonst als „Minimalist“. Die Architektur nimmt sich hier vor allem in den Ausstellungsräumen zurück – sodass die mitunter sehr kleinteiligen Objekte des Museums, einen noch größeren Auftritt bekommen. Und der Besucher kann sich nicht nur ungestört auf ihr Design konzentrieren, er kann auch spüren, wie ihre Formen und Farben den Raum drumherum maßgeblich beeinflussen.
Doch weil die Schöpfer des neuen Museums Design auch als eine Kommunikation mit und über die Dinge, die uns umgeben, verstehen, haben sie den Orten der Zusammenkunft innerhalb des Museums, besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Das gilt für das sphärische Atrium, genauso wie für den Shop des Museums, mit seinen farbigen Intarsien-Fenstern, aber auch für das elegante Restaurant „Parabola“, das dank seiner Vitra, Artek und Benchmark Möbel, sowie Leuchten von Flos, selbst eine moderne Design-Schaubühne ist. Wenn hier abends die Lichter mal länger brennen, dann freuen sich die Spaziergänger im umliegenden Stadtpark besonders: Weil die bläuliche Verglasung des Gebäudes dann besonders schöne Lichtspiele zaubert und die Stahlkraft des Museums, wahrlich sichtbar wird…