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One fits all: Das String Regal feiert 75-jähriges Jubiläum

28. Juni 2024 / Klassiker
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Ein Klassiker aus dem Jahr 1949

Es ist so ikonisch, dass man es schon auf den ersten Blick erkennt: Das String Regal gehört zu den Möbel-Klassikern schlechthin. Es wirkt zeitlos und gleichzeitig so modern, dass man überrascht ist, wie lange dieses Regal bereits im Möbel-Universum existiert. Und es gibt noch mehr Erstaunliches zu entdecken, wenn man sich mit seinem Werdegang befasst.

 

Die Story: witzig, berührend – und spannend

Es war einmal… so fangen bekanntermaßen viele Märchen an. Und tatsächlich enthält die 75-jährige Historie des String Regals Elemente, die einem Märchen gleichen. Zum Beispiel, wie das Ganze überhaupt begonnen hat. In gewisser Weise existierten nämlich mehrere "Geburtshelfer".

 

Ein ungewöhnlicher Beginn

Am Anfang steht der schwedische Buchverlag Bonnier. Dieser profitiert vom Leseboom der Nachkriegszeit und ruft einen Bücherclub ins Leben, der monatlich je ein Werk verschickt. Doch die schwedischen Häuser – in Holzständertechnik erbaut – sind zur Aufbewahrung von Büchern nicht gemacht. Daher gibt es Probleme mit dem Buch-Absatz. Und der Verlag versucht, eine Lösung zu finden. Dabei hat er eine brillante Idee: Es braucht ein spezielles Bücherregal! Dieses soll erschwinglich, leicht zu versenden und einfach zusammenzubauen sein: So wäre es doch für den Normalbürger ideal…

Um zu so einem Bücherregal zu kommen – etwas Derartiges gibt es zu dieser Zeit noch nicht – schreibt der Verlag 1949 einen Wettbewerb aus. Insgesamt 194 Beiträge, sogar aus USA und Australien, werden eingereicht. Sehr beachtlich, wenn man die damalige Zeit bedenkt.

Das Rennen macht dann der Entwurf des Architekten- und Designer-Ehepaars Kajsa und Nisse Strinning. Nisse – eigentlich Nils Strinning – ist zwar Architekt, befasst sich aber lieber mit dem Entwurf von kleineren Alltagsgegenständen. Bereits im Jahr zuvor hat er sehr erfolgreich ein Geschirr-Abtropfgestell aus Stahldraht entwickelt und adaptiert nun dessen Machart, denkt das Material neu und wandelt es entsprechend um: Zu kunststoffbeschichteten, filigranen Drahtleitern, in die man Regalbretter einsetzen kann – das erste String Regal ist geboren.

Ein weltweiter Siegeszug

Das String Regal, nach Belieben modulier- und erweiterbar, hält nun Einzug in viele schwedische Privathaushalte: Innerhalb eines Jahres werden mehr als 40.000 Systeme verkauft. Aber auch offizielle Stellen richten sich mit dem String System ein. Prominentestes Beispiel ist das UN-Hauptquartier in New York.

Der Erfolgsgeschichte geht danach unaufhörlich weiter: 1954 erhält das String Regal bei der Triennale in Mailand die Goldmedaille. 1955 wird String auf der H55 in Helsingborg ausgestellt: Eine Ausstellung, die zugleich den Beginn der schwedischen Designbewegung markiert.

Doch wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Mehrere Produktfälscher treten auf den Plan, um das ebenso simple wie geniale System zu kopieren. Im Jahr 1961 urteilt der Oberste Gerichtshof Schweden dann zu Gunsten von String und das Design wird patentiert.

Danach gelingt es dem String Regal, die ganze Welt zu erobern, von Europa aus in die USA und sogar bis nach Südamerika: String Anhänger finden sich überall. Und in den 1960 Jahren wird das String Regal sogar zum meistverkauften skandinavische Möbel in Deutschland.

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Die stille Zwischenzeit

In den 1970er Jahren flacht die Begeisterung dann radikal ab. Rundere Formen und lebendige Farben – eben der Pop Art Look – erobern jetzt die Einrichtungswelt.

1974 muss die Produktion des String Regals deswegen sogar komplett eingestellt werden, man bekommt es nur noch über Auktionshäuser oder im Möbel Second Hand.

Doch das Ganze ist – glücklicherweise – nur ein Dornröschenschlaf.

 

Das fulminante Comeback

Denn 2004 setzt ein überwältigendes Revival ein, nachdem Pär Joseffson und Peter Erlands das Unternehmen String Furniture gründen. Als erste Neu-Auflage stellen sie 2005 der Öffentlichkeit eine ganz in Weiß gehaltene Version, die sofort begeistern kann.

Und was dann ebenfalls wie aus einem Märchen klingt: Nisse Strinning lebt zu diesem Zeitpunkt noch, kann sich über der Wiederaufnahme seines berühmtesten Produktes freuen – und ist weiterhin beruflich aktiv: Inzwischen 88 Jahre alt, modifiziert er das bisherige String Regal und entwirft nochmal eine sehr erfolgreiche „Pocket Version“ davon. Als kleinere Ausgabe dient es dazu, Gegenstände wie Taschenbücher oder Pflanzen in Szene zu setzen.

Das Ehepaar Kajsa und Nisse Strinning.

Mit den Jahren kommen dann noch andere Weiterentwicklungen auf den Markt. Das System erhält zahlreiche Ergänzungen wie Schubladen, Vitrinen, Arbeitsplatten, Hängeleisten, Gläserschienen und vieles mehr. Und das sorgt dafür, dass sich das String Regal nun in sämtlichen Wohnbereichen und für alle Funktionen etablieren kann. Sogar eine spezielle Variante für den Outdoor-Bereich wird entwickelt, die aus galvanisiertem Metall besteht.

Ob filigran, farbig oder mit Industrial Charme: Inzwischen ist das String Regal tatsächlich schon unglaubliche 75 Jahre alt und in zahlreichen Ausführungen zu haben, seine Konfiguration bestimmt den Look. Und so ist das String Regal ein stylischer Allrounder, der sich bei Bedarf überall einpassen, sich aber auch wunderbar hervortun kann – Indoor wie Outdoor.

Die Outdoor-Version des String Regals.

Eine wichtige Frage: Welche Rolle hatte eigentlich Kajsa Strinning in dem Ganzen?

Manchem mag es aufgefallen sein: Beim String Entwurf wird zwar immer auf das Ehepaar Kajsa und Nisse Strinning verwiesen – aber später taucht die Ehefrau namentlich nicht mehr auf. Dabei war Kajsa selbst Architektin und Designerin und hat wertvolle Arbeit geliefert – aber eben wie so oft im Hintergrund. Denn sie war es, die Nisses Entwürfe in die Praktikabilität überführte, indem sie die technischen Zeichnungen erstellte, die für die Fertigung nötig waren. Zeit, sie noch einmal zu würdigen. Schließlich war das Ehepaar Strinning ein kongeniales Team, dessen erfolgreiches Wirken ohne einander nicht möglich gewesen wäre.

 

Und noch ein paar facts zum guten Schluss

  • 1979 wird String in die Dauerausstellung des schwedischen Nationalmuseums aufgenommen.
  • 1999 erhält Nisse String die Auszeichnung „Ausgezeichnetes schwedisches Design“.
  • 2009 wird das String Regalsystem als angewandte Kunst gemäß dem Urheberrecht eingestuft.
  • 2017 würdigt die schwedische Post das String Regalsystem mit einer Briefmarke.
  • Insgesamt ist das String Regal mit 15 nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.

 

Wir hoffen, dass wir Ihnen einen guten Einblick geben konnten und wünschen viel Freude beim Entdecken dieses ikonischen Designklassikers!