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Immer wieder stoßen wir im Freundes- und Bekanntenkreis auf Menschen, die ganz besonders der Kunst zugewandt sind, in sie investieren und mit ihr leben. Toll, denkt man sich dann, das will ich auch.
Aber nicht jeder von uns fühlt sich sicher genug, die passende Kunst fürs eigene Heim auszuwählen, geschweige denn zu wissen, in welche Art von Kunst man aktuell am besten investieren sollte.
Wir haben mit Lona Schüller von Art Schüller in München gesprochen. Sie verrät uns, wie man am besten erkennt, welche Kunst zum eigenen Stil und damit ins eigene Zuhause passt; wie man diese arrangiert und warum Kunst eine Bereicherung des eigenen Lebensgefühls darstellt.
Liebe Lona, kannst du dich bitte kurz vorstellen und unseren Lesern verraten, was du genau machst?
Meine Familie hat vor 40 Jahren unseren Kunsthandel gegründet. Ich war schon als Kind auf Messen mit dabei und habe dort die Zeit mit Sammlern und Händlern verbracht.
Von 1997 bis 2020 waren wir mit unserer Galerie im exklusiven Hotel Bayerischer Hof in München. Wir lernten interessante Künstler und große Persönlichkeiten kennen, auch Freundschaften sind in dieser Zeit entstanden.
Der Beruf vereint viel Reizvolles und Schönes miteinander. Die Vielseitigkeit der Kunst ist es, die mich täglich neu erfüllt. Heute vermittele ich Kunst mit dem Schwerpunkt Klassische Moderne und Süddeutsche Malerei.
Gibt es eine Faustregel beim Kunstkauf, welche Art von Kunst zu welchem Wohnstil passt?
Kunstliebhaber haben sich mit den verschiedenen Stilrichtungen meistens sehr gut auseinandergesetzt und wissen von daher in den überwiegenden Fällen vorab, was persönlich zu ihnen und ihrem Stil passt. Letztendlich ist es aber das Gefühl beim Betrachten des Kunstwerks, das sie zum Kauf bewegt. Bauch sticht also Kopf, kann man sagen. Ein Kunstwerk muss man einfach lieben, erst recht, wenn es eine größere Investition ist. Dann finden sich auch Wege, das Werk in die Umgebung zu integrieren.
Ich zum Beispiel verehre Alfons Walde sehr. Zu seinen Arbeiten passen sowohl zu einer Einrichtung im Chalet-Stil, als auch zum modernen Ambiente. Die Darstellungen der Figuren und Landschaften ist reduziert, die Gesichter kaum ausgearbeitet, und dennoch haben sie Konturen. In Anbetracht der Entstehungszeit eine äußerst moderne Sicht- und Herangehensweise.
Worauf achtest du persönlich, wenn du Kunst in deinem Zuhause arrangierst?
Unser Zuhause ist ein heiliger Ort für die Familie. Hier tanken wir Kraft und schaffen Neues. Wir haben viele Kunstwerke von unseren Reisen mitgebracht. Aber auch Werke, die wir über die Jahre hinweg durch den Kunsthandel erworben haben, haben in den verschiedenen Zimmern einen Platz gefunden. Ich persönlich mag es, wenn man das Entstehungsjahr und Sujet mit den Stoffen, Mustern und Materialien abrundet. Grundsätzlich achte ich darauf, dass jeder Raum so gestaltet ist, dass Sinn und Ausstrahlung übereinstimmen.
Darf Kunst, die zum Beispiel nicht mehr in den Wohnraum passt, in andere Räume wandern? Oder anders gefragt: Gibt es viele Kunstliebhaber, die die Kunst ans jeweilige Zimmer anpassen und allgemein aber keine stringente Richtung haben?
Kunst lebt, so wie der Betrachter und der Wohnraum. Zeiten verändern sich, Menschen, Sammlungen und Blickwinkel ebenfalls. Manches wandert in andere Zimmer und entwickelt plötzlich eine ganz neue Wirkung in der neuen Umgebung.
Wenn es gar nicht mehr passt, dann darf es auch wieder verkauft werden, so bleibt der Markt auch lebendig.
Was ist deiner Meinung nach üblicher: Das Bild an den Raum anzupassen oder umgekehrt?
Hochwertige Kunst harmoniert meist mit den verschiedensten Einrichtungsstilen. Bei dieser Kunst passt man den Raum an das Bild an. Einem Oldtimer passt man auch die Garage an, nicht umgekehrt.
Natürlich ist hier immer der Wunsch des Käufers zu berücksichtigen. Hat er bereits fertig eingerichtete Räume und sucht hierfür das passende Bild? Wir arbeiten auch oftmals mit Innenarchitekten zusammen. Von ihnen erhalten wir ein Exposé an Farben, Stoffe, Leder und Materialien, die in den Räumen verarbeitet wurden, und stellen entsprechend hierfür eine hochwertige Auswahl an Gemälden zusammen, die dem Käufer vorgelegt wird. Es kommt aber oft vor, dass Kunden sich in ein Bild verlieben und der Raum entsprechend angepasst wird. Dies ist in der Regel üblicher.
Siehst du Kunst als Investition oder als Wohnaccessoire?
Für mich ist Kunst immer eine Investition. Sie kann tatsächlich materialistischer Natur sein. Die Investition in ein Kunstwerk ist in meinen Augen aber gleichzeitig immer auch eine Bereicherung des Lebensgefühls.
In welche Art von Kunst würdest du aktuell investieren?
Ich würde nach wie vor in Werke der Klassischen Moderne und des Expressionismus investieren. Diese Kunst hat sich über viele Jahrzehnte am Markt etabliert, ist in ihrem Wert gestiegen und hat dennoch herausfordernde Zeiten überstanden. Wenn man also eine solide Investition tätigen möchte, dann bieten sich hier zum Beispiel die Künstler der Brücke und des Blauen Reiter bestens an.
Vielen Dank, liebe Lona, für dieses inspirierende Gespräch!
Mehr Infos zu Art Schüller unter https://www.art-schueller.de ; Bild 2-3: Galerie Schüller