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Wäre der legendäre, amerikanische Designer noch am Leben, stünde er bestimmt noch heute im Rampenlicht. An seinem 110. Geburtstag vor einigen Jahren hätte Charles Eames sicherlich eine imposante Rede gehalten. Ihm wären vor passioniertem Rednertum seine lockigen Haare ins braun gebrannte Gesicht gefallen und er hätte sie spitzbübisch mit einem Lächeln wieder zurückgeschoben. Er hätte vom „American Way of Life“ erzählt und wie er diesen mit seiner vielseitigen Arbeit mitgestaltet hat. Lernen Sie den berühmten Designer Charles Eames hier im Portrait kennen!
Vielleicht war es seine Vielseitigkeit, die ihm zum Erfolg verhalf. Denn Charles Eames war nicht nur Möbel-Designer. Er war Architekt, Autor, Maler, fotografierte für sein Leben gern, produzierte Filme und interessierte sich für Maschinen sowie komplizierte Vorgänge. Die Fotografie ermöglichte es dem Designer, seine künstlerische Ader mit seinen technischen Interessen zu vereinen. Dieses Zusammenspiel macht den Stil von Charles Eames so einzigartig.
Aber nicht nur seine vielseitigen Interessen, sondern auch die Menschen, die seinen Lebensweg begleiteten, prägten ihn entscheidend. Unter anderem ist hier die Familie Saarinen zu nennen. Vater Eliel verhalf Charles Eames zu seinem Stipendium an der Cranbrook Academy of Art. Mit dessen Sohn Eero Saarinen entwickelte sich eine richtungsweisende Freundschaft. Zusammen nahmen die beiden an einem Wettbewerb des Museum of Modern Art teil, dem „Organic Design in Home Furnishings“. Auch Harry Bertoia, Don Albinson und Ray Kaiser unterstützen dabei. Die Teilnahme verhalf Charles Eames zu internationalem Erfolg. Der eingereichte Armlehnstuhl mit durchgehender Sperrholz-Schale wurde ausgezeichnet, war aber untauglich für die Massenfertigung – ein Ansatzpunkt, den Charles Eames weiterverfolgte. Nachdem seine erste Ehe scheiterte, ging er bald darauf eine Verbindung mit Ray Kaiser ein, die sich als zukunftsweisend herausstellen sollte.
Wer sich mit Charles Eames Biografie auseinandersetzt, lernt auch seine Frau Ray kennen. Die beiden waren ein echtes Power-Ehepaar, dem die Fröhlichkeit nie aus dem Gesicht wich. Sie teilten ein gewisses Dauergrinsen, das nie gekünstelt wirkte. Ray Eames war zu Beginn der 40er Jahre eine gefragte Künstlerin, in New Yorker Kunstkreisen tief vernetzt und befreundet mit Jackson Pollock. Doch schon mit ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Charles begannen ihre Liebe und ihr kongeniales Zusammenspiel. Sie experimentierten mit unterschiedlichen Materialien und Werkstoffen, schrieben Bücher, schufen Ausstellungen und drehten Filme. Beide wollten die Welt um sich herum erforschen und ein Stückchen besser machen. Diese Neugierde trieb sie an – selbst dann noch, als ihr Heimatland, die USA, tief im Zweiten Weltkrieg steckte. In dieser Zeit widmeten Charles und Ray Eames sich der Entwicklung von Flugzeugteilen und Beinschienen. Selbst diese Erfahrung nutzten sie für spätere Möbelproduktionen. Design-Geschichte schrieben die beiden unter anderem 1956 mit dem „Lounge Chair“ und dem dazugehörigen Hocker „Ottoman“. Berühmt sind aber auch die „Hang it All“ Gardorbe oder die Aluminium Chair Reihe. Viele der Möbel von Charles und Ray Eames werden noch heute von Herman Miller in den USA und Vitra in Europa hergestellt.
Die Eames hatten ein Mantra: Sie wollten „im Moment leben, aber die Zukunft verändern“ – und das taten sie. Ende der 40er Jahre verformten sie beispielweise erstmals Schichtholz zu organischen Formen. Wenig später konnten sie Fiberglas, das bis dato nur für Radarschirme verwendet worden war, für Möbel nutzbar machen. Danach erforschten sie den Aluminiumguss und die Eigenschaften von Drahtgitter. Fast immer entstanden aus diesen Experimenten Meilensteine im Möbeldesign. Doch das Paar bildete sich auf seinen Erfolg nichts ein. Auf die Frage nach ihrem Geheimnis antwortete Charles beispielweise: „Unser Trick? Wir studieren doch nur… Immer und immer wieder.“ Mitarbeiter des Eames Studios berichteten, dass selten vor 23 Uhr abends das Licht ausging. Trotzdem wurde viel gelacht und geblödelt. Auf Fotos ließen sich Charles und Ray Eames gerne in komischen Posen ablichten oder sprangen kindisch durch ein Porträtbild. „Take your pleasures seriously!“ sagte Charles Eames einst – auch deshalb entwarf er gemeinsam mit seiner Frau Spielzeug für Kinder (und Erwachsene). Ihr Schaffen sollte nämlich für alle von Nutzen sein und nicht nur einem ausgewählten Publikum.
Mit ihren Entwürfen trafen Charles Eames und seine Frau den Nerv der Zeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg gestalteten die beiden amerikanisches Design entscheidend mit. Sie besannen sich auf wichtige menschliche Bedürfnisse. In der Nachkriegszeit waren das vor allem Wohnraum, Komfort und Wissen. Sie nahmen sich zeitgenössischen Herausforderungen an und schafften es, Ästhetik und Qualität unter Berücksichtigung ökonomischer Aspekte zu vereinen. Charles und Ray Eames sahen sich als Vordenker bzw. Lehrer. Sie überschritten gerne die Grenzen zwischen Design, Kunst, Technik und Naturwissenschaften. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ihre Möbel zu Ikonen geworden sind: Weil sie das Beste verschiedener Disziplinen vereinen, technisch perfekt, ästhetisch und komfortabel sind – sie sind Alleskönner, genau wie ihre Schöpfer.