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Homestory: Zu Besuch bei Kunstexpertin Martina Tauber

14. Oktober 2024 / Homestories
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Eine Münchener Altbauwohnung

Sie liebt warme Farben, langlebige Designklassiker und zeitgenössische Kunst: Martina Tauber verkauft nicht nur Kunstwerke, sie berät ihre Kunden auch – weil schöne Malereien einen geeigneten Platz brauchen. Darin ist sie Profi, denn das Zuhause der Kunstberaterin ist auch ihr Showroom. Wir durften sie besuchen und einen Blick hineinwerfen.

 

Liebe Martina, stelle dich und deine Familie gerne einmal vor. Wer wohnt hier und was machst du beruflich?

2017 haben wir überraschend diese repräsentative Altbauwohnung gefunden und hier wohne ich mit meinem Lebensgefährten Michael Daiminger und meinen zwei Jungs – die 13 und 18 Jahre alt sind. Vor zwölf Jahren habe ich meinen Kunsthandel und Kunstberatung Martina Tauber Fine Art | Advisory gegründet. Ich habe mich auf die Welt der zeitgenössischen Kunst spezialisiert: Malerei, Fotografie, Arbeiten auf Papier, Skulpturen. Ich berate im Kunstbereich und lebe auch mit der Kunst, die ich verkaufe. Das heißt, gemeinsam mit meinen Kunden finden wir je nach Budget und Vorlieben das richtige Werk und danach auch gemeinsam den richtigen Platz dafür. Ich gehe somit zu meinen Kunden nach Hause und berate vor Ort. Das ist meine Spezialisierung und ich liebe meine Arbeit. Ursprünglich habe ich Kunstgeschichte und Museumskunde studiert. Über Berlin und Argentinien hat es mich dann nach München bzw. Schwabing gezogen. Neuerdings habe ich aber auch ein Büro auf Mallorca. Mein Partner und ich arbeiten oft zusammen, weil er Grafikdesigner und Fotograf ist – da ergänzen wir uns perfekt.

Wie hast du die Wohnung damals bekommen und was macht sie besonders?

Das war eine lustige Geschichte: Ich hatte schon in München gewohnt, habe aber ein neues Appartement gesucht. Dies hier war die erste Wohnung, die ich besichtigt habe und habe sie auch direkt bekommen. Der Vermittler meinte: Wir suchen Mieter, die Kinder und einen Hund haben, ein Klavier besitzen und etwas mit Kunst machen. Ich antwortete: Ich habe zwei Kinder, der Hund ist gerade gestorben, ich besitze ein Klavier und bin Kunstberaterin. Und dass ich auch hier in der Wohnung meinen Showroom eröffnen würde und Kunst verkaufen möchte. Am nächsten Vormittag kam die Zusage für die Wohnung – wir passten einfach perfekt in das Profil des Hauses. Manchmal hat man einfach Glück! Im Jahr 2018 haben wir hier unsere erste Ausstellung organisiert – mit 120 Gästen. Das war ein voller Erfolg und das Konzept geht auf. Ich liebe es, hier im Salon Menschen zu empfangen.

 

Du wohnst hier mit deiner Familie und zugleich ist deine Wohnung auch dein Showroom. Wie trennst du Privates und Berufliches?

Genau, ich lebe auch mit der Kunst, die ich verkaufe. Wenn ein Werk verkauft wird, in das ich mich verliebt hatte, bin ich schon etwas traurig. Aber das ist mein Business. Unser Flur ist generell sehr aufgeräumt, auch das Wohnzimmer sowie Arbeitszimmer. Das ist der Bereich, in dem wir Gäste und Kunden empfangen – aber immer mit Termin. Die Jungs haben ihre eigenen Zimmer, da dürfen sie die Ordnung handhaben, wie sie wollen. Auch in der Wohnküche können sie die Tür schließen und sich dort in Ruhe aufhalten, wenn wir hinten Gäste haben. Das funktioniert insgesamt richtig gut. Wir sind es so gewohnt und ich war sowieso nie ein Fan von einem Haufen Schuhe im Eingangsbereich. Ich bin auch so aufgewachsen: Meine Eltern hatten ihre eigene Firma. Jeden Tag war es möglich, dass wir Gäste empfangen. Somit waren wir immer ordentlich angezogen, Eingang und Wohnzimmer mussten immer vorzeigbar sein. Und so leben wir es heute auch.

Auf welche Kunst hast du dich spezialisiert und welche Werke reizen dich besonders?

Wie bereits erwähnt– auf zeitgenössische Kunst. Grundsätzlich mag ich alle Techniken, besonders deren Zusammenspiel in Kunstkonzepten. Am Ende schlägt mein Herz aber für die Malerei - besonders Öl auf Leinwand. In unserem Showroom zeige ich immer einen Mix, das ist meine Philosophie. Außerdem habe ich mich auf die Petersburger Hängung spezialisiert. Viele wünschen sich eine lockere Kombination von Bildern an den Wänden. Meine persönlichen Lieblingskünstler sind zum Beispiel Björn Weltbrandt Wallbaum, wegen seiner humorvollen Art im Umgang mit der Kunst. Bei Maximilian Rödel, Carsten Fock oder Jenny Brosinski fasziniert mich das Spiel zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei. Maureen Jeram verwendet traditionelle Techniken in ihrem Werk, die eine große Tiefe ermöglichen.

 

Wenn man sich hier umsieht, merkt man: Du hast auch eine Leidenschaft für Interieur. Wie ist die entstanden?

Zum einen liegt es wohl daran, dass meine Eltern früher viel auf Auktionen gegangen sind und eine Leidenschaft für hochwertige Möbel und Objekte hatten. Ich selbst habe diese ebenso. Im Zuge der Kunstberatung gehe ich oft in das Zuhause meiner Kunden. Da kann es passieren, dass wir die komplette Wohnung erst einmal auf links drehen um Kunststandorte festzulegen. Das neu erworbene Kunstwerk soll ja optimal zur Geltung kommen. Hier kann ich auch sehr gut mit Michael, meinem Partner zusammenarbeiten. Er kann mit Photoshop alles visualisieren – zum Beispiel, wie ein Kunstwerk konkrete auf einer Wand oder auch einer neuen Wandfarbe aussehen würde.

 

Neben der Kunst hast du auch eine Vorliebe für Designklassiker. Welche Designmarken hast du zuhause und was magst du besonders an den Möbeln?

Ich liebe einen Mix aus Vintage und Modern. Außerdem habe ich eine Vorliebe für Originale: Wir haben hier zum Beispiel den originalen Eames Lounge Chair aus den 70ern stehen. Wertigkeit und Langlebigkeit ist mir bei Möbeln sehr wichtig. Das zieht sich hier durch unsere Wohnung: Wir sind absolute Noguchi-Fans und wollen uns noch weitere Leuchten zulegen. Wir lieben auch unseren Noguchi Coffee Table von Vitra. Die Marke Stelton mag ich sehr, da haben wir zum Beispiel das Bar-Set und das Salatbesteck. Das String-Regal hängt in unserem Bad. Der Saarinen Tisch von Knoll International ist unser Esstisch in der Wohnküche. Unser Balkontisch ist von Muuto. Du siehst – wir lieben gutes Design! Deshalb haben wir auch unser eigenes Designbüro gegründet und bereits mit der Marke Schönbuch zusammengearbeitet. Wir haben das Wandboard „Scena“ entworfen, mit dem man Objekte besonders stilvoll arrangieren kann. Dank der verschiedenen Einkerbungen haben die Werke besonders guten Halt. Sehr gut geeignet für den Einsatz in einer Petersburger Hängung!

 

Welche Farben und Materialien schätzt du?

Ich bin überhaupt kein Kunststoff-Fan, das finde ich unnatürlich. Bei den Materialien mag ich am liebsten Glas, Leder, Metall und Holz. Insbesondere Nussbaum und Teak gefallen mir gut. Und dazu neutrale, warme Farben. Ich liebe alle Rottöne, aber auch schwarz-weiß, das bildet eine gute Brücke zur Kunst. Grundsätzlich bevorzuge ich eher den modernen italienisch-brasilianischen Stil. Lieber etwas mondäner. Skandinavisch-kühl – das wäre überhaupt nicht ich.

 

Weshalb empfängst du besonders gerne Gästen in deinem Zuhause?

Ich bin einfach gerne Gastgeberin. Wir haben hier nicht nur Ausstellungen, sondern veranstalten auch Partys. Sogar eine Lesung und ein musikalischer Salon hat hier schon mal stattgefunden. Oder ein Designtalk. Zuletzt habe ich hier einen Frauendialog über die Kirche organisiert. Danach haben sogar drei Leute etwas gekauft – das Schwabinger Publikum ist nicht zu unterschätzen. Als Gastgeberin verkünstele ich mich gerne, dekoriere viel und sorge dafür, dass sich einfach alle wohlfühlen.

Liebe Martina, vielen Dank für die interessanten Einblicke in deine Wohnung und deine berufliche Welt! Wir wünschen dir weiterhin alles Gute.

 

Über Martina Tauber

Martina Tauber sammelte berufliche Erfahrungen bei etablierten, international tätigen Galerien in Berlin und München. 2012 gründete sie ihre eigene Kunstberatung Martina Tauber Fine Art Advisory und den Kunsthandel Martina Tauber Fine Art in München-Schwabing. Die Leistungen von Martina Tauber Fine Art Advisory umfassen individuelle Kunstberatung, auf Ort und Kontext zugeschnittene Kunstkonzepte, den Aufbau von Privat- und Firmensammlungen mit dem Fokus auf zeitgenössischer Kunst. Seit dem Sommer 2024 hat sie zusätzlich ein Büro/Showroom in Palma, Mallorca.

 

Mehr zu Infos zu Martina Taubers Arbeit gibt es hier.

Zu Westwood Marble, dem Designlabel von Martina und ihrem Partner, geht es hier.

 

Bilder: Michael Daiminger

Portraitbild: Sarah Bingham

Interview: Laurie Hilbig