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Von der Unesco zum Weltkulturerbe gekürt
Die UNESCO-Liste für das Welterbe zeichnet herausragende Gebäude, ganze Städte und Landschaften aus. Zwar vergibt die Kulturorganisation der UNO keine Gelder zur Renovierung oder Erhaltung, doch mit dem Status steigt das weltweite öffentliche Interesse an den gelisteten Orten und Gebäuden. Dass im Juli diesen Jahres insgesamt 17 Bauwerke des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier zum Welterbe deklariert wurden, kann als Besonderheit gelten: Ausgezeichnet wurde hier kein Einzelprojekt, sondern ein Ensemble, das über die Welt verstreut ist – auf Argentinien und Frankreich, Deutschland und die Schweiz, Japan und Indien sowie Belgien. Insgesamt 17 Gebäude des 1965 verstorbenen Architekten sind nun gelistet. Sie gelten als „Zeugnisse einer neuen Architektursprache die mit der Vergangenheit gebrochen hat“, so die Begründung der UNESCO.
Längst galt Le Corbusier als einer der führenden Architekten der Moderne und Nachkriegsmoderne, seine Ideen und Konzepte haben ganze Generationen an Architekten und Stadtplanern beeinflusst. Doch nun steht der Meister der Moderne in einer prominenten Reihe mit Jahrhundertbaumeistern wie dem italienischen Renaissancearchitekten Andrea Palladio mit 23 Villen auf der UNESCO-Liste. Aus Deutschland wurden die beiden Le-Corbusier-Häuser der Weißenhofsiedlung in Stuttgart von 1927 ausgezeichnet. Die Siedlung war Teil der Ausstellungsinitiative „Die Wohnung“, die der Deutsche Werkbund initiiert hatte, und wurde unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe von führenden Avantgardebaumeistern der Zeit errichtet. Le Corbusiers Doppelhaus präsentierte eine radikale neue Vorstellung des Wohnens – von der Raumaufteilung bis zu den Wandfarben und der Einrichtung bis zur Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Heute beherbergt das renovierte Doppelhaus das Weißenhofmuseum – ein Ort, an dem die Experimentierfreude und der Purismus Le Corbusiers lebendig werden.
Wie aktuell die Entwürfe und Wohnkonzepte des Architekten heute nach wie vor sind, zeigen auch seine puristischen Möbel: Sie werden in der Meister-Kollektion von Cassina mit dem Kürzel LC produziert und sind zeitlose Klassiker. Ikonen wir der Grand Comfort-Sessel mit Stahlrohrrahmen und komfortablen Polstern, die seit 50 Jahren hergestellt werden, fallen aus dem Zeitschema heraus. Ihre klaren Linien und ihre Einfachheit macht sie zu Designklassikern für Hotels, Wohnzimmer oder Büros.
So vielfältig Le Corbusiers Möbelentwürfe sind – von Sofas zu Tischen, Liegen oder Garderoben, so unterschiedlich ist auch sein architektonisches Werk. Unvergessliche Betonbauten wie die Unité d’Habitation in Marseille (1946-1952) oder das Dominikanerkloster Sainte-Marie de la Tourette (1951-56) stehen jetzt auf der Welterbeliste der UNESCO. Auch kleinere Projekte wie das Ferienhaus am Ufer des Genfer Sees in Croseaux in der Schweiz (1923-24) oder ganze Siedlungen wie die Cité Frugès im französischen Pessac oder die Berühmte Villa Savoye in Poissy wurden ausgezeichnet. Zu den Spätwerken, die durch den Status geehrt werden, zählt der imposante Kapitol-Komplex im indischen Chandigargh von 1952. Le Corbusier hatte das Gebäude als Teil eines Masterplans für eine ganze Stadt entworfen und seine Ideen auf städtebauliche Dimensionen übertragen.